Die Anzeichen verdichten sich, das Griechenland bald umschulden muss. Selbst wenn Gerüchte darüber, das selbst der IWF Griechenland bereits abgeschrieben hat, in dieser Woche noch hastig dementiert wurden. Keiner will der jenige sein, der als erster ruft „ Der Kaiser hat keine Kleider an“. Die Furcht ist berechtigt, das Portugal und Irland dann mit in den Abwärtsstrudel gezogen werden. Doch die Augen davor zu verschließen, hilft auch nicht weiter. Und wer zahlt für diese Pleite?
Griechenland hat das Vertrauen der Anleger verloren, als heraus kam, dass man jahrelang die Öffentlichkeit mit geschönten Statistiken hintergangen hatte. Man zahlte die Rechnung dafür und musste exorbitant hohe Risikoprämien an den Kapitalmärkten bezahlen, bis die EU mit einem Rettungspaket einsprang. Seit dem bezieht Griechenland (bis 2012) aus Brüssel das nötige Kleingeld. Dennoch steckt Griechenland in einem Dilemma, denn es erstickt an den aufgezwungenen Sparmaßnahmen des IWF. Und was kommt nach dem Auslaufen des EU-Rettungspakets? Das Verhältnis zu den Kapitalmärkten ist zerrüttet. Die Südeuropäer stecken in einer tiefen Rezession. Geplant ist für das Jahr 2011 eine Neuverschuldung Griechenlands von „nur“ 7,4%. In den ersten Monaten dieses Jahres, ist aber die Neuverschuldung auf einem Niveau von über 9% verblieben. Der Grund waren wegbrechende Steuereinnahmen. Die Einnahmen brechen schlicht schneller weg, als man zu sparen in der Lage ist. Alle Staaten der Welt haben den Keynesianismus wieder entdeckt und in der Finanzkrise Hilfspakete und Konjunkturprogramme gestartet um die Wirtschaft zu stützen. Die OECD-Staaten verschuldeten sich dadurch nochmals vehement. Aber der Erfolg gibt diesen Maßnahmen zumindest vorerst Recht. Doch die Griechen mussten gezwungenermaßen in die Krise sparen. Die vom IWF vorgegebenen „Strukturmaßnahmen“ sollen der Stabilisierung des Staatshaushalts dienen. Dazu gehören die Kürzung der Staatsausgeben (Streichung von Sozialleistungen und Subventionen), Privatisierung von Staatsbesitz (Tafelsilber muss verkauft werden). Die Effizienz dieser isolierten Maßnahmen ist umstritten. In der Regel funktionieren sie nur in Kombination mit einer Abwertung der Währung, um die Exportwirtschaft zu unterstützen. Das ist im Falle Griechenlands „noch“ nicht möglich. Ergo wird das Land sich weiter kaputt sparen, bis es an der Wand steht. Die damit verbundene dramatische Verschlechterung der Lebensumstände der Griechen, wird zu weiteren Unruhen führen. Die Umschuldung und die damit „de facto“ Pleite ist nicht alternativlos, aber wohl bald unvermeidbar. Besonders unter dem Aspekt, dass niemand wirklich etwas am gegenwärtigen Kurs ändern will.
Die Staatspleite Griechenlands wäre dabei keine Ausnahme der Regel, sondern eher die Regel. Denn Griechenland war immerhin schon fünfmal pleite. Außer Hellas gingen in den letzten 200 Jahren weitere 272 Staaten Pleite. Spanien alleine achtmal und Deutschland zweimal. Zuletzt traf es Argentinien 2002, Russland schuldete bereits 1998 um. In der Regel verloren dabei die Gläubiger zwischen 40% und 90%. Apropo Kapital. Im Fall von Griechenland wird es interessant werden, wer das Geld drauflegen muss. Die Banken (Altgläubiger) oder die EU (Neugläubiger). Das wird davon abhängen, wann Griechenland umschulden wird. Denn was momentan geschieht, ist ja eine Transformation der Gläubiger. Altgläubiger werden –mit Ablauf ihrer Anleihen – mit den Mitteln der EU ausgezahlt. Ergo je länger Griechenland mit der Umschuldung wartet, desto mehr Schulden haben die Griechen bei ihren Nachbarn. Der Anteil, den die Banken im Falle einer Umschuldung tragen müssen, nimmt also mit der Zeit ab. Offiziell will denen ja nun keine Regierung mehr helfen, aus Furcht vor dem Steuerzahler. Aber inoffiziell kommt es den Euroland Regierungen gelegen, wenn Griechenland noch etwas ausharrt.
Irland und Portugal geraten durch die Entwicklung verstärkt in den Fokus der Spekulanten. Wegen dieser Entwicklung muss Portugal auch zeitnah unter den EU-Rettungsschirm schlüpfen. Heute erst mussten die Portugiesen für eine kurzfristige Anleihe über sechs Monate 5,11% bezahlen. Vor vier Wochen waren es noch 2,98%. Das kann sich das Land auf die Dauer nicht leisten. Und unsere Regierungen können es sich nicht leisten wegzuschauen. Zeitspiel wird auf Dauer immer bestraft. Der Kaiser hat keine Kleider an.