Ertrinken wir bald in Schulden?

Was haben Conti und Griechenland gemeinsam? Die Antwort fällt nicht schwer. Sie sind bis über beide Ohren verschuldet. Doch sie sind beileibe nicht die einzigen, die mehr Geld ausgegeben haben als sie besitzen. Unser ganzes Wirtschaftssystem ist innerhalb der letzten Jahre in die Schuldenfalle getappt. Das ist nicht neu, aber dennoch schockierend. Doch das Ausmaß der weltweiten Verschuldung ist selbst für Experten immer noch überraschend. Doch wie geht die Öffentlichkeit damit um? Mit Erstaunen wird nebenbei zur Kenntnis genommen, dass Dubai ein Rückzahlungsproblem hat. Um dann gleich zum Alltag zurückzukehren. Es folgt darauf Griechenland mit der Nachricht einer Nettoneuverschuldung von über zwölf Prozent des BIP. Als Konsequenz gerät der Euro unter Druck, besonders gegenüber dem Dollar, aber ansonsten geht alles weiter wie gehabt. Wie steht es denn nun wirklich um unsere Bonität? Sind es nur einige Länder und Unternehmen über die wir uns sorgen müssen oder aber geht die Schuldenkrise noch tiefer?

Wir gehen mit dem Thema Verschuldung, um der Wahrheit die Ehre zu geben, enorm naiv um. Jeder weiß doch, dass viele in den letzten Jahren deutlich über ihre Verhältnisse gelebt haben. Besonders trifft das auf die Jahre von 2000 bis 2007 zu. Und wir tun entrüstet sobald die Nachrichten über Zahlungsaufschübe über den Ticker laufen. Es geht hier nicht nur um Länder sondern insbesondere auch um Unternehmen. Besonders in den vergangenen neun Jahren haben es viele Gesellschaften verstanden, ihre Investitionen fremd zu finanzieren und die Tilgung diese Kredite oder Verbindlichkeiten auf die ein oder andere kreative Art über Jahre zu verschleppen. Dies geschah auf unterschiedlichste Weise in verschiedenen Branchen. Im Bereich der Übernahmen durch Private Equity Gesellschaften wurde den übernommenen Firmen die Last der Übernahme anschließend aufgebürdet. Bis heute liegen dort noch Milliarden in den Kellern der Institute, die im Falle einer Zinserhöhung den beteiligten Banken und Private Equity Firmen schwer aufstoßen werden. Andere Industrieunternehmen haben sich durch Übernahmen hochverschuldet und bangen den Zinsentscheidungen der Notenbanken entgegen, die immer wieder von Exitstrategien faseln und mit Zinserhöhungen drohen. Bekannte Beispiele dafür sind Conti und Schaeffler, die sich im Übernahmepoker vollkommen übernommen haben und deshalb nun auch nahezu handlungsunfähig verharren. Porsche musste im Anschluss an die Verschuldung seine Eigenständigkeit einbüßen. Das ist aber nur die Spitze des Eisberges. In allen Bereichen unserer westlichen Gesellschaft wurde schlecht gehaushaltet und nun muss die Verschuldung irgendwie wieder zurückgefahren werden. Bei Banken sieht es da auch nicht besser aus. Sie sind ja generell, aufgrund des Geschäftsmodells, hoch fremdfinanziert. Sie drehen teilweise Räder, die das 4- bis 5-fache ihres Eigenkapitals übersteigen. Solange der Großteil der Kunden die Abträge zahlt ist das problemlos. In schlechten Zeiten allerdings, kann die übersteigerte Risikoakzeptanz schnell auch Banken ins Wanken bringen. Die Kreditausfallsrisiken der Finanzinstitute sind fast auf jeder Sitzung der Notenbanken ein wichtiges Thema. Die genannten Übernahmen der Private Equity Branche belasten die Bilanzen genauso wie die gewerblichen Finanzierungen der Immobilienfonds. Sollte es dort einmal anfangen zu brennen, entsteht dort schnell ein Flächenbrand, den wir in unserer Verfassung nicht werden wieder löschen können.

Allzu lange wurden die Schulden nicht zurückgezahlt, sondern verschleppt. Die bekannteste Art der Tilgungsverschleppung fand in den USA und dessen Immobilienmarkt statt. Immer wieder wurden Schulden in Strukturierten Produkten verbrieft, solange bis keiner mehr wusste, wo oben und unten ist. Wurden dann Tilgungen fällig, so verbriefte man diese Summen erneut in anderer Gestalt. So fiel nur wenigen auf, dass der Verschuldungsgrad immer größer wurde. Aber auch hier in Europa haben viele Unternehmen begonnen, hauptsächlich an den Finanzmärkten, das Geld zu verdienen. Anstatt vermehrt ihre Autos, Maschinen und Software an den Mann zu bringen, gingen sie dazu über durch Spekulation an den Börsen Geld zu generieren. Beispiel dafür war wieder ein US-Unternehmen, das in Fachkreisen als Bank mit Elektroladen tituliert wird. Gemeint ist General Electric. Mehr als 60 Prozent der Einnahmen dieser US-Firma verdiente sie mit Finanzprodukten. Solange die Börsen und die Leasinggeschäfte florierten, sprudelten die Einnahmen. Doch mit dem Beginn der Krise konnten die Schulden nicht mehr zurückgezahlt werden. Was blieb ist eine enorme Verschuldung deren Ausmaße bis heute noch offen sind. Jedoch ist eines klar. Wir sollten nicht so tun, als wenn durch die Finanzkrise irgendetwas besser geworden wäre. Die Industrieländer haben sich immer mehr in die Schuldenfalle begeben. Durch Konjunkturprogramme und Steuermindereinnahmen werden die meisten dieser Länder die 80 Prozent Gesamtverschuldungsmarke zum BIP innerhalb der kommenden Jahre knacken. Die USA hat das schon hinter sich. Deutschland wird dem Beispiel bald folgen. Wenn nun die reichsten Länder der Welt diesen Grad der Verschuldung erreicht haben, so brauchen wir doch nicht ernsthaft erwarten, dass es den Ärmeren unter uns bald wieder besser geht. Die Verschuldungsspirale dreht sich weiter und weiter und schneller und schneller. Das sollte uns nicht überraschen, sondern wir sollten uns im Gegenteil darauf einstellen. Am Ende dieser Spirale wird entweder eine – für mich unwahrscheinliche- Teilrückzahlung der Schulden stehen, oder aber eine Reform unseres auf Schulden basierenden Systems.

Investitionen in Sachwerte sind in Zukunft Pflicht und Barwerte nur in Maßen zu empfehlen.

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