Um an der Börse Erfolg zu haben…

…müssen Sie das Kleingedruckte lesen.
Der ein oder andere von Ihnen wird vielleicht wissen, dass ich einst – vor gefühlten einhundert Jahren – als Profi-Fußballer mein Geld verdiente. Als Sportler lernte ich, auch   mit schmerzhaften Niederlagen umzugehen. Mit was ich aber nicht umzugehen lernte, war die teilweise irreführende Berichterstattung. Besonders die journalistischen Bewertungen nach knappen Niederlagen brachten mich meist zur Weißglut. Zum Beispiel spielten wir manchmal neunzig Minuten auf ein Tor und der Gegner schoss nur einmal, allerdings erfolgreich, auf unseres. Manche Spiele gingen so 0:1 verloren. Die Schlagzeilen danach lauteten dann „ Knapp aber verdient verloren“ oder aber „Der Gegner war cleverer und schlug eiskalt zu“. Schlagzeilen wurden rein auf das Ergebnis bezogen und sind oft nicht fundiert aus dem wahren Sachverhalt entstanden. Hätten die anderen den Pfosten anstatt das Tor getroffen und wir in der letzten Minute den Siegtreffer markiert, hätten die Schlagzeilen genau anders herum gelautet. Das Spiel wäre das gleiche gewesen. Hätte, wäre und wenn.
Auch heute ärgere ich mich immer wieder über irreführende Berichterstattungen in den Medien. Auch in den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen wird oft die falsche Botschaft vermittelt und Inhalte falsch wiedergegeben. Ist der DAX im Plus so müssen positive Argumente zur Begründung herhalten. Das gleiche gilt natürlich auch umgekehrt. Auf dem Parkett meinen die Börsianer dazu oft lapidar „mehr Käufer als Verkäufer“ wenn der DAX besser geht. Oft gibt es einfach keine fundamentalen Gründe für einen Aufschwung an der Börse, die für eine Schlagzeile herhalten könnten. Und so müssen Journalisten für all die Zeitungen und Fernsehsender um jeden Preis eine attraktive Begründung für das Tagesergebnis der Börse (er)finden.
Gestern noch war es die Aschewolke die den Fluggesellschaften die Gewinne weg schmelzen ließ. Heute ist es Daimler, die die Krise der Automobil-Industrie per Dekret für beenden erklären. Vor vier Wochen musste genau diese Firma noch aus der Not heraus mit Renault kooperieren, weil es ihnen so dreckig ging. Zeitungsjournalisten, die früh morgens als erste publizieren, werden so zu Trendsettern und viele andere Journalisten machen sich gar nicht erst die Mühe selbst zu recherchieren, sondern schreiben einfach ab. So entsteht an langweiligen Handelstagen aus einer Schlagzeile ein Thema das den ganzen Tag journalistisch ausgeschlachtet werden kann. Ein weiteres Beispiel der Medienmechanismen gefällig?
„General Motors zahlt sämtliche Staatsgelder zurück“ war gestern zu lesen. Für den der nur oberflächlich liest bedeutet das doch, dass GM -mit ihrer Rückzahlung von $5.8 Mrd.- ihre gesamten Schulden an den Staat zurück gezahlt haben. Pustekuchen. $50 Mrd. Dollar hat die USA zur Rettung von GM beigetragen und für die restlichen $45 Mrd. haben sie nun neue GM-Aktien erhalten. Das ist wie beim Kauf einer Waschmaschine. Sie müssen immer das Kleingedruckte lesen, sonst sind sie aufgeschmissen.
Um an der Börse Erfolg zu haben, müssen Sie immer das Kleingedruckte lesen. Versuchen Sie aus den verfügbaren Informationen nur – die Essenz – das wesentliche herauszuziehen. Konzentrieren sie sich in der Berichterstattung auf Fakten und vergessen sie die Polemik der Autoren. Lesen sie viel. Lesen sie zwischen den Zeilen. Bilden sie sich ihre eigene Meinung. Konzentrieren sie sich bei Ihrem Investment auf langfristige Trends und versuchen sie nicht jede kleinste Bewegung der Märkte mitzumachen. Wer weiß schon im Voraus, ob Apple im ersten Quartal 2010 $3,1 Mrd. oder $2,7 Mrd. verdient hat. Und wen interessiert das morgen noch? Aber Trends von 1-2 Jahren sind deutlich kalkulierbarer. Und wenn sie mit ihrer Meinung auf viel Widerstand stoßen, dann liegen sie schon mal nicht schlecht. Denn wenn sie langfristigen Trends und Entwicklungen folgen, dann laufen sie immer der Schafherde entgegen. Sie sollten, wie bei einem großen Mosaik, nicht zu sehr dem einzelnen Stein Beachtung schenken, sondern vielmehr das ganze Bild betrachten. Und machen Sie es so, wie erfolgreiche Wertpapierhändler auf dem Parkett. Verluste kurzfristig realisieren, Gewinne laufen lassen.

Viel Erfolg beim Handeln.

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