Ohne einer weiteren Auszahlung von Mitteln vor Mitte Juli stehen wir uns der realen Gefahr einer ersten ungeordneten Zahlungsunfähigkeit in der Eurozone gegenüber“, schrieb Schäuble in einem Brief an die Eurozone, den Internationalen Währungsfonds und die Europäische Zentralbank.
Bundes-Finanzminister Wolfgang Schäuble sieht die Gefahr einer unkontrollierten Insolvenz Griechenlands und spricht von einer Umschuldung Griechenlands durch Laufzeitverlängerung unter der Beteiligung privater Gläubiger. Um nichts anderes geht es. Wäre man sich vor zwei Wochen zwischen dem IWF und der Eurozone nicht noch einig geworden und der IWF hätte eine weitere Auszahlung des Juni Abschlagszahlung an die Griechen abgelehnt, wäre Griechenland heute bereits Pleite. Die Zeit, die sich die Politiker der Eurozone mit den Krediten an Griechenland erkauft haben, läuft jetzt aus. Und man hat sie nicht gut genutzt.
Seit über einem Jahr drucksen sich unsere Euro Politiker um eine entschiedene und dauerhafte Lösung der Griechenlandschuldenkrise herum. Es wurden Hilfspakete in Form von Krediten geschnürt die das Problem nur hinauszögerten, aber nicht mal im Ansatz lösten. Das Prinzip Geld für Hoffnung herrschte dabei vor. Aber Hoffnung auf was? Das die Griechen durch reines Sparen ihre Schulden in den Griff bekommen würden? Das war von Beginn an äußerst zweifelhaft, da sie Ihre Wirtschaft dabei – ohne die Chance auf eine Währungsabwertung – überproportional schwächten. So sparten die Griechen in die Krise und verschlimmerten Ihre Probleme immer weiter. So hängt Griechenland am Tropf der Eurozone, ohne Chance auf Rückkehr zum Kapitalmarkt und spart sich unausweichlich ins politische und wirtschaftliche Chaos. Und es droht Europa gleich mit in den Abgrund zu ziehen, wenn nicht endlich aufgund konsequent gehandelt wird.
Das Problem der griechischen Schulden muss aus einem Guss gelöst werden. Das Zeil ist es Griechenland vom EU-Tropf unabhängig zu machen und finanziell wieder auf eigene Füße zu stellen. Auf Sicht müssen sich die Griechen wieder selbst am Kapitalmarkt refinanzieren können und sich aus der Rezession befreien unter der das Land derzeit leidet. Das wird nur was, wenn man den Griechen erlaubt wieder Luft zu holen und nicht mit weiteren Sparpaketen erstickt. Durch eine geordnete Umschuldung gilt es die Griechen aus der Zwangsjacke zu befreien. Dabei gibt es keinen Königsweg, denn alle Lösungsansätze bieten auch jede Menge Risiken. Griechenlands Schulden und vor allem die Zinslast müssen drastisch reduziert werden, damit der Staatshaushalt wieder Raum für die Stimulation der Wirtschaft erhält. Steuererleichterungen würden da helfen. Das schließt eine kontinuierliche Privatisierung von Staatseigentum und eine weitere Konsolidierung der Staatsausgaben nicht aus. Nach meiner Meinung verbleiben jetzt nur noch zwei Möglichkeiten. Erstens die kontrollierte Umschuldung und zweitens das Chaos.
Ich ziehe eine kontrollierte Insolvenz dem Chaos vor. Bei einer „Weiche Umschuldung“ käme es zu einer Laufzeitverlängerung griechischer Anleihen die selbstverständlich auch von privaten Gläubigern mitgetragen werden muss. Dabei ist auch eine deutliche Reduktion der Zinslast erforderlich. Die meisten Experten halten eine derartige Lösung für praktikabel und finanzmarktverträglich. Sprich, es würde nicht zu unkontrollierten Verwerfungen und Unruhen an den Börsen kommen. Zusätzlich müsste die Eurozone den Griechen den Übergang finanzieren bis sie wieder vom Kapitalmarkt Geld erhalten. Die Finanzmärkte haben meist ein schlechtes Gedächtnis. Nach ein paar Monaten und zu attraktiven Konditionen, wäre eine Rückkehr des verlorenen Kindes denkbar, sofern die griechische Wirtschaft und die Staatskasse Erfolge vorweisen könnten.
Ob allerdings eine „Sanfte Umschuldung“ genügt um die Griechen ausreichend von den Lasten zu befreien, wird von einigen bezweifelt. Aber alternativ dazu gäbe es nur noch die „Holzhammer Methode“. Das Chaos. Eine Pleite und Umschuldung Griechenlands wird offiziell bekannt gemacht und ein sogenannter „Hair Cut“ würde vollzogen. Darin würden die Griechen ihre Schulden teilweise streichen. Beispielsweise um 30%. Aus einem Hundert Euro Investment würden Siebzig Euro werden. Der Rest wird gestrichen. Das Problem dabei ist, das dadurch die Finanzmärkte großen Unsicherheiten ausgesetzt wären. Misstrauen würde gesät. Wer wäre von dem „Hair Cut „ betroffen? Kommt es zu weiteren Pleiten? Die Risiken einer großen Pleite – Lehman II -wären unüberschaubar. Portugal, Irland, Spanien könnten Griechenland folgen. Und was passiert mit dem griechischen Finanzsystem, das in einem solchen Falle wohl auch zusammen brechen würde?
Es gibt keinen Königsweg bei der Lösung der Griechenlandkrise. Aber noch ist Zeit die Weichen für eine kontrollierte Umschuldung zu stellen. Der Lösungsweg wäre die „Sanfte Umschuldung“ mit der Beteiligung der Banken. Die Alternative ist die europäische Sozialisierung der Schulden einzelner Mitgliedsstaaten. Doch der Länderfinanzausgleich funktioniert nicht mal mehr in Deutschland.