Oliver Roth „Showdown“ in Athen

Das Land Phrygien war ein mächtiges Königreich an der Grenze zu Asien. Der phrygische König herrschte von der Küstestadt aus über große Teile Kleinasiens. Es war ein reiches und friedliches Land geführt von einem weisen König. Der alte König hatte 4  Söhne. Der jüngste davon hieß Gordios.

Der junge griechische Prinz Gordios wollte Herrscher im Königreich werden. Doch andere standen vor ihm in der Nachfolgeliste. Aber eine Seherin hatte im schon früh prophezeit, das er trotz seiner Jugend eines Tages den Thron besteigen werde. Gordios heiratete die Seherin und wartete auf seine Chance die Macht zu übernehmen. Die bot sich einige Jahre darauf, als ein Streit unter den Prinzen um die Nachfolge des verstorbenen Königs entbrannte. Wie in der griechischen Welt damals üblich befragte man ein Orakel. Dieses wies sie an, den Prinzen zu krönen, der den Beratern des alten Königs als erstes auf einem Streitwagen begegnete. Darauf war Gordios durch seine Frau, die Seherin, bestens vorbereitet und so knotete er schnell und gekonnt seine Pferde an den Wagen. Gordios wurde König von Phrygien. Der neue König weihte den Streitwagen mit einem unauflösbaren Knoten im Zeustempel. Er prophezeite, dass derjenige, der den Knoten lösen könnte, die Herrschaft über Asien erlangen würde. Alexander der große löste viele Jahrhunderte später den „Gordischen Knoten. Angeblich zerschlug er ihn mit einem Schwert und eroberte Asien im Anschluss.

Wenn heute Abend der griechische Ministerpräsident Papandreou sich dem Parlament zu Abstimmung stellt, hält die Welt den Atem an. Sollte er scheitern, stehen wir möglicherweise bereits mit einem Bein im Chaos. Seit Monaten streiten die Experten aus Politik und Wirtschaft über das Lösen des „Gordischen Knoten“ in Griechenland. Mit Hilfspaketen erkaufte man sich Zeit. Die Politik wähnte sich wohl in Sicherheit durch die Hilfskredite, denn anders ist es nicht zu erklären, dass man die Zeit so ungenutzt verstreichen ließ. Gerade zu fahrlässig steuerte man das Boot auf die Klippen zu. Die EU Führung und der IWF verschlimmerten die Krise durch übermäßige Sparforderungen an die Regierung in Athen. Jetzt rächt es sich die Zeit nicht ausreichend genutzt zu haben. In großen Schritten nähern wir uns in Athen dem Showdown. Sollten die Griechen unkontrolliert ins Chaos stürzen, dann droht uns schlimmes. Im schlimmsten Fall die nächste Finanz- und Wirtschaftskrise.

Es ist von vitalem Interesse für uns alle, dass Griechenland nicht unkontrolliert Pleite geht. Eine unkontrollierte Pleite kann die ganze Welt zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren in den Abgrund ziehen. Wenn wir das nicht wollen, dann gilt es jetzt den „griechischen Knoten“ zu zerschlagen. Griechenland braucht ein Hilfspaket, das dem Namen auch verdient. Bisher wurden die EU Gelder einzig dazu genutzt die Zinsen und Tilgungen auf griechische Altschulden bei Banken zu bezahlen. Wir hauen die Banken wieder auf Kosten der Steuerzahler heraus. Die Griechen auf der Strasse haben selbst nichts davon. Ganz im Gegenteil. Die Lebensbedingungen haben sich in Hellas dramatisch verschlechtert. Die Stimmung ist mies auf den Strassen  von Athen. Die Löhne wurden eingefroren, Menschen entlassen und die sonst so lebendigen Strassen der Metropolen wirken jetzt oft wie ausgestorben. Ein Land verharrt in Depression. So wird es nichts, mit der Rettung vor der Pleite.  Ohne die Griechen kann man Griechenland nicht retten. Das Land braucht eine umfassende Wirtschaftsreform mit der langfristig die Wettbewerbsfähigkeit wiederhergestellt werden kann. Eine Art „Marshallplan“ wie er nach 1945 in Deutschland den Wiederaufbau begründete. Die nötigen strukturellen Veränderungen müssen die Griechen in enger Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern umsetzen.  Dafür erhalten sie von der EU die nötigen Kredite um diese Zeit zu überstehen. Ein gut strukturiertes auf Nachhaltigkeit basierendes Gesamtpaket würde mittelfristig auch das Vertrauen der Finanzmärkte wieder zurückgewinnen. Doch zuvor muss der griechische Staat von der großen Zinslast befreit werden. Ein Teil der Schulden muss gestreckt werden, damit die Regierung in Athen die Wirtschaft Hellas wieder in Gang setzen kann. Dafür braucht man finanziellen Spielraum der aktuell nicht vorhanden ist.

Ob dieser vorgeschlagenen Maßnahmen Griechenland jetzt noch rettet, ist offen. Aber dass wir ohne diese Maßnahmen einem unkontrollierten Chaos entgegen schreiten, gilt als sicher.

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