„Bayern könnte an die Börse!“

Ex-Kicker und Finanz-Experte: „Bayern könnte an die Börse!“

München – Im tz-Interview spricht Ex-Fußballer und Finanz-Experte Oliver Roth über die Marke FCB. Er meint: Die Bayern könnten es auch an der Börse packen. Die Analyse des Fachmanns:

 

© dpa/privat

Wie der Manager eines großen D.A.X.-Konzerns raucht der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge (links), eine Zigarre. Der Ex-Kicker und Finanzexperte Oliver Roth meint: Die Bayern könnten es auch an der Börse packen.

Auf dem Rasen hatte Oliver Roth ein Gespür für Tore, auf dem Börsenparkett beweist er täglich ein Näschen für gute Geschäfte. Der Frankfurter Broker ist ein gefragter Mann in der Finanzbranche, er weiß genau, was zum Erfolg für eine Marke nötig ist. Im tz-Interview spricht er über die Marke FC Bayern vor der Jahreshauptversammlung am Freitag – und warum sein Lieblingsverein als einziger gute Chancen auf dem Aktienmarkt hätte.

Herr Roth, Sie sagen Börse ist Kunst, keine Wissenschaft. Sind Sie Künstler?

Roth (lacht): Wenn man es beherrscht, ist man Künstler. Ob ich es beherrsche, müssen andere beurteilen.

Klingt wie ein Satz aus dem Fußball-Geschäft – und das passt ja irgendwie auch. Sie waren Fußball-Profi, -trainer, -Manager.

Roth: Ja, das stimmt. Aber ich habe relativ früh gemerkt, dass mich Fußball alleine nicht wirklich ausfüllt. Zudem habe ich schnell, als Profi in Dortmund, meine ersten Negativerfahrungen gemacht, mit Mobbing usw. Und so habe ich mich um meine zweite Leidenschaft gekümmert: die Börse.

Und heute besitzen Sie Fußball-Aktien?

Roth: Nein.

Aber gerade von Ihrem Ex-Verein gibt es doch Wertpapiere!

Roth: Richtig, aber ich halte grundsätzlich Aktien von Fußballunternehmen für etwas, das für Fans ist. Und ich bin kein BVB-Fan, sondern FCB-Fan. Und da gibt es keine Aktien zu kaufen. Daher habe ich keine.

Bewerten Sie denn den Schritt Ihres Ex-Vereins an die Börse als falsch?

Roth: Nein, für das Unternehmen war das kein falscher Schritt. Sie haben damals sehr viel Geld eingenommen. Es war durchaus ein guter Versuch, sich über Aktionäre Geld zu verschaffen. Aber anschließend ist man zu sorglos mit diesem Geld umgegangen. Da hat ja selbst der Greenkeeper 100.000 Euro verdient, sagt man so schön.

Der Weg an die Börse soll aber auch generell kein Königsweg sein. Ein Londoner Händler sagte mal: „Fußball-Aktien zu besitzen, ist in etwa so amüsant wie seine Kreditkarten Ivana Trump zu überlassen…“

Roth (lacht): Nun ja, sagen wir so: Ein Unternehmen erlangt Vertrauen an der Börse dadurch, dass es Planbarkeit, Nachhaltigkeit gibt. So etwas lockt Investoren an. Bei einem Fußball-Unternehmen, um es mal knapp runterzubrechen, hängt letztlich alles am sportlichen Erfolg. Und der ist bei vielen Vereinen zu vage.

Beim FC Bayern eigentlich nicht.

Roth: Absolut. Der FC Bayern könnte eigentlich an die Börse gehen. Da ist eine gewisse Planbarkeit vorhanden.

Würden Sie es dem Klub raten?

Roth: Schwierig, denn es ist ein zweischneidiges Schwert. Sehen Sie, im Rahmen des Shareholder Value, in dem man vor allem die Großaktionäre doch sehr stark einbindet in die Entscheidungen, wird man auch abhängig von diesen Investoren. Und schon steht man unter enormem, sogenannten Performance Druck. Das heißt, dass vielleicht Entscheidungen kurzfristig getroffen werden, die aber eigentlich nachhaltiger überlegt sein müssten. Der gesunde Menschenverstand setzt dann schon mal aus. Und so lange sich der FC Bayern seine Aktionäre selbst aussuchen kann, was er ja momentan tut, ist das sicher der elegantere Weg.

Laut Karl-Heinz Rummenigge ist der FC Bayern sogar „eine der größten und werthaltigsten Marken, die es im Fußball gibt“. Wie kommt das?

Roth: Durch den sportlichen Erfolg über viele Jahre! Dadurch wurde der Name FC Bayern zu einer weltweit bekannten Marke. Das Zweite ist die Nachhaltigkeit in der wirtschaftlichen Planung.

Darf man also heute bei der Jahreshauptversammlung wieder mit der Verkündung von Rekordzahlen rechnen?

Roth: Ob es ein neuer Rekord wird, weiß ich nicht. Aber ich gehe fest davon aus, dass der FC Bayern wieder ein hervorragendes Jahr hinter sich gebracht hat. Es werden gute Zahlen sein.

Generell erheben Experten den Vorwurf, dass in Fußballunternehmen zu emotional entschieden wird. Braucht es mehr betriebswirtschaftlichen Sachverstand in den Vereinen?

Roth: Die Strukturen, die wir mittlerweile im deutschen Fußball haben, halte ich zunächst für sehr gut – also dass der Fußball aus dem Vereinswesen ausgegliedert ist und dadurch professioneller wird. Es ist absolut sinnvoll, dass dieser Bereich von zwei bis drei Geschäftsführern oder Vorständen geführt wird – einem sportlichen Leiter, einem Finanzvorstand und in der Regel einem Marketing-Mann.

Wie beim FC Bayern.

Roth: Ganz genau. Und nebenbei halte ich Karl Hopfner für einen echten Finanz-Guru! Insgesamt ist diese Konstellation optimal.

Die One-Man-Show, wie Felix Magath sie leitet, ist überholt?

Roth: Ja, man hat dann auch keine Nachhaltigkeit. Beim FC Bayern haben Personen wie Uli Hoeneß oder Franz Beckenbauer über viele, viele Jahre gearbeitet und Entscheidungen getroffen, das bringt Kontinuität. Ohne Kontinuität ist es auch schwierig, auf lange Sicht Erfolg zu haben.

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